Arzt verbindet den Fuss eines Patienten

Chronische Wunden – Behandlung und Ursachen

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Ab wann ist eine Wunde chronisch? Wie wird sie behandelt und was kann helfen?

Was ist eine chronische Wunde?

Es gibt akute und chronische Wunden. Eine akute Wunde ist eine Verletzung, die in etwa drei Wochen abheilt. Allgemein gilt: Jede Wunde, die nicht chronisch ist, wird als akut bezeichnet.

Und ab wann gilt eine Wunde als chronisch?

Eine chronische Wunde ist eine Wunde, die nach zwölf Wochen noch nicht geschlossen ist oder nach vierwöchiger optimierter Behandlung keine Heilungstendenz zeigt. Der Zeitraum, nach dem eine Wunde als chronisch gilt, ist in der Literatur nicht einheitlich definiert. Bei chronischen Wunden kann die Heilung Monate bis Jahre dauern. Ursache sind meist Grunderkrankungen, die die Durchblutung verschlechtern in Kombination mit einem geschwächten Immunsystem.

Das sind die häufigsten chronischen Wunden

Zu den häufigsten chronischen Wunden gehören:

  • Druckgeschwür:
    Diese Form der chronischen Wunde ist auch als Wundliegegeschwür oder Dekubitus bekannt. Eine solche Wunde entsteht aufgrund von langanhaltender Druckbelastung oder einer Kombination aus Druck und Scherkräften auf das Hautgewebe, meist über einem Knochenvorsprung. Das Druckgeschwür tritt oft bei bettlägerigen Menschen auf, da das Liegen stetigen Druck auf das Gewebe auslöst. Auch bei Kleinkindern treten häufiger Druckulzera/Druckgeschwüre auf, beispielsweise durch nicht passende Hilfsmittel oder medizinische Geräte (wie Sauerstoffmasken oder Katheter).

  • Ulcus cruris:
    Bei dieser Art der chronischen Wunde handelt es sich um eine offene, tiefe Wunde im Bereich des Unterschenkels. Sie wird deshalb auch als „offenes Bein“ bezeichnet. Ursachen sind Durchblutungsstörungen, die arteriell (Ulcus cruris arteriosum), venös (Ulcus cruris venosum) oder in beiden Formen (Ulcus cruris mixtum) in den Beinen auftreten können. Aufgrund derer kommt es zum Sauerstoff- und Nährstoffmangel in den Zellen. Kleine Verletzungen können sich deshalb schnell zu chronischen Wunden entwickeln.

  • Diabetischer Fuss:
    Erhöhte Blutzuckerwerte können Nerven und Gefässe über einen längeren Zeitraum schädigen. Damit einhergehend kommt es zu einer verminderten Durchblutung und reduzierter Druck- und Schmerzwahrnehmung. Das geminderte Schmerzempfinden führt dazu, dass Betroffene Verletzungen wie kleine Wunden am Fuss häufig erst spät bemerken und behandeln. Zudem erschweren die schlechte Durchblutung und der erhöhte Blutzuckerspiegel die Wundheilung. Die Folge: Selbst kleine, oberflächliche Wunden können sich innerhalb kurzer Zeit chronifizieren. So entstehen unter Umständen Wundgeschwüre an den Füssen, der sogenannte diabetische Fuss.

Was sind Symptome einer chronischen Wunde?

Ärztin im Anamnesegespräch mit einer Patientin
In einem Anamnesegespräch werden Betroffene zu den Symptomen ihrer chronischen Wunden befragt.

Für Betroffene von chronischen Wunden ist der Leidensdruck sehr hoch. Sie haben meist starke Schmerzen und sind in ihrer Mobilität eingeschränkt. Hinzu können weitere, belastende Symptome kommen:

  • Schmerzende und geschwollene Wundumgebung
  • Unangenehmer Wundgeruch (meist bei Infektionen oder abgestorbenem Gewebe)
  • Wundbeläge (gelbliche und/oder schwarze)
  • Wunde kann nässen
  • Zusätzliche Besiedlung der Wunde mit Krankheitserregern

Die ABCDE-Regel bei chronischen Wunden

Die ICW (Initiative chronische Wunden e.V.) hat eine Regel zur Diagnose chronischer Wunden erstellt. Die ABCDE-Regel für die Diagnostik chronischer Wunden enthält bestimmte Faktoren, die medizinischem Fachpersonal bei der Diagnosestellung helfen:

  • Anamnese: Patienten, Patientinnen oder Pflegende werden zu der Wunde befragt.
  • Bakterien: Mit Hilfe eines Wundabstriches wird ermittelt, ob die Wunde von Bakterien oder multiresistenten Erregern befallen ist.
  • Clinical examination (Klinische Untersuchung): Beurteilung der Wunde selbst. Dabei wird die Wundgrösse und der Wundzustand bewertet und analysiert, wo sich die Wunde befindet. Neben der Beschaffenheit der Wunde werden auch die Wundränder und die Wundumgebung betrachtet.     
  • Durchblutung: Untersuchung der Venen und Arterien, um die Durchblutung im Wundgebiet zu überprüfen.
  • Extras: Weitere Untersuchungen kommen zum Einsatz, wenn die vorherigen Methoden zu keinem eindeutigen Ergebnis über die Wundursache geführt haben.

Wichtig: Bei risikobehafteten Grunderkrankungen ist eine regelmässige ärztliche Kontrolle sehr wichtig. Wenn Betroffene zudem bei sich selbst oder der zu pflegenden Person eine Wunde mit Rötung, Schwellung, starken Schmerzen, Eiter, schlechtem Geruch, Fieber und Schüttelfrost feststellen (oder nur eines der Symptome), sollte umgehend eine Arztpraxis kontaktiert werden.

Wichtig: Bei risikobehafteten Grunderkrankungen ist eine regelmässige ärztliche Kontrolle sehr wichtig. Wenn Betroffene zudem bei sich selbst oder der zu pflegenden Person eine Wunde mit Rötung, Schwellung, starken Schmerzen, Eiter, schlechtem Geruch, Fieber und Schüttelfrost feststellen (oder nur eines der Symptome), sollte umgehend eine Arztpraxis kontaktiert werden.

Was können Ursachen für chronische Wunden sein?

Fachperson führt medizinische Fusspflege durch
Gerade bei Diabetes-Betroffenen ist es wichtig, dass sie regelmässig eine entsprechende Fusspflege durchführen lassen und ihre Füsse auf mögliche Verletzungen prüfen.

Chronische Wunden entstehen meist infolge von Grunderkrankungen des Körpers.
Das können Gefässerkrankungen wie eine Erkrankung der Venen, z. B. die chronisch venöse Insuffizienz (CVI), oder der Arterien, z. B. die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus sein. Die Erkrankungen haben gemeinsam, dass sie zu Durchblutungsstörungen führen, die zu verschiedenen chronischen Wundsituationen führen können.

So können Sie das Risiko für chronische Wunden senken – 6 Tipps

Wenn durch eine Grunderkrankung das Risiko für die Entstehung chronischer Wunden gegeben ist, ist eine regelmässige medizinische Untersuchung und Behandlung durch Fachpersonal besonders wichtig. Betroffenen sollten dabei entsprechende Massnahmen an die Hand gegeben werden, wie am besten mit der Erkrankung umzugehen ist (Patientenedukation). Dabei ist die Eigenverantwortung und Sorgfältigkeit der Betroffenen wichtig, um schwerwiegende Folgen bestmöglich zu vermeiden.

Bei Diabetes ist die korrekte Einstellung des Blutzuckerspiegels essentiell. Eine regelmässig durchgeführte Blutzuckerkontrolle von Betroffenen und die dazugehörigen ärztlichen Besuche sind daher wichtige Kriterien, um langfristige Schäden bestmöglich zu vermeiden. Ausserdem sollten Diabetiker*innen eine regelmässige und sorgfältige Fusspflege durchführen und ihre Füsse gut beobachten. So können kleine Verletzungen früher entdeckt und behandelt werden. Immens wichtig ist auch das Tragen von Diabetes-adaptierten Einlagen und Schuhen, damit möglichst keine Druckstellen entstehen. Es gibt dazu spezielle Schulungen, bei denen Betroffene lernen, mit der Erkrankung und möglichen Folgen umzugehen.

Wer durch eine Erkrankung ein höheres Risiko für chronische Wunden hat, sollte diese Punkte beachten:

Versorgung einer chronischen Wunde
Die Versorgung von chronischen Wunden sollte immer von Fachpersonal übernommen werden.

1. Auch bei kleinen Wunden ist die korrekte Wundversorgung wichtig. Sprechen Sie sich dazu mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ab.

2. Beobachten Sie Ihren Körper und holen sich bei Schmerzen und kleinen Verletzungen medizinischen Rat ein. Ausserdem ist regelmässige Körper- und Hautpflege sowie Hygiene (im Umfeld) wichtig.

3. Bei Grunderkrankungen, wie z. B. einer Venenschwäche, sollten Sie sich ebenfalls an die medizinischen Empfehlungen halten und verschriebene Medikamente richtig und regelmässig einnehmen.

4. Vermeiden Sie Wärme durch z. B. Sonneneinstrahlung oder zu warmes Wasser. Beim Duschen und Baden sollte das Wasser nicht zu heiss sein, um die Haut nicht unnötig zu strapazieren. Seien Sie auch beim Abtrocknen, insbesondere beim Bestehen von kleinen Wunden, vorsichtig: Anstatt die Wunde trocken zu reiben, empfiehlt es sich, diese sanft abzutupfen.

5. Bewegung und Stressabbau (Meditation, autogenes Training) stärken das Immunsystem.

6. Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung mit möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln ist ebenfalls wichtig, damit alle benötigten Nährstoffe und Vitamine für den Wundheilungsprozess zur Verfügung stehen.

Wie wird eine chronische Wunde behandelt?

Die Behandlung einer chronischen Wunde gehört immer in die Hände von ausgebildetem medizinischem Fachpersonal (zum Beispiel Wundmanagern und -managerinnen und Ärzten und Ärztinnen).

Bei der Therapie einer chronischen Wunde steht die Behandlung der verursachenden Erkrankung im Fokus. Man spricht hier deshalb von einer kausalen Therapie oder Kausaltherapie bei Wunden. Dazu sind im ersten Schritt die Diagnose (und Behandlung) der Grunderkrankung und die Identifikation der Wundart wichtig.

Massnahmen zur Behandlung der Grunderkrankung beinhalten beispielsweise die regelmässige Kontrolle und korrekte Einstellung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes mellitus (s. o.). Bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ist die Revaskularisierung (Wiederherstellung der Durchblutung) der Arterien essenziell. Regelmässige Bewegung und die Anwendung einer Kompressionstherapie ist bei einer chronisch venösen Insuffizienz angezeigt und absolute Druckentlastung zur Dekubitusbehandlung und -prävention.

Bei der regelmässigen Wundversorgung chronischer Wunden wird in der Regel folgendermassen vorgegangen:

1. Im Rahmen einer professionellen Wundversorgung wird die Wunde beurteilt.

2. Dann folgt eine professionelle Wundreinigung (Wunddebridement). Dabei werden abgestorbenes Gewebe und Wundbeläge abgetragen und mögliche Fremdkörper aus der Wunde entfernt, die den Heilungsprozess negativ beeinflussen können.

3. Anschliessend folgt eine Versorgung mit Produkten der phasengerechten Wundversorgung. Die Wundbehandlung chronischer Wunden sollte grundsätzlich gemäss der modernen Wundversorgung idealfeucht erfolgen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Wundsituation kann nach professioneller Abschätzung des Behandelnden aber auch davon abgewichen werden.

Bei chronischen Wunden, die sich über lange Zeit nicht schliessen, können in manchen Fällen weitere Behandlungsmethoden (wie beispielsweise die Vakuumtherapie) zum Einsatz kommen.

Behandlung chronischer Wunden in Wundzentren

Es gibt spezielle Wundzentren zur Behandlung chronischer Wunden, in denen beispielsweise die Wundversorgung eines „offenen Beins“ oder anderer chronischer Wunden stattfinden kann. Diese haben einen ganzheitlichen Ansatz: es wird nach der Ursache für die gestörte Wundheilung gesucht und ein Therapieplan erstellt. Ein weiterer wichtiger Faktor des Wundmanagements neben der richtigen Wundversorgung ist auch die Beobachtung der Wunde.

Das Ziel der Behandlung ist es, die Wundheilung zu fördern und neuen chronischen Wunden (oder einem erneuten Auftreten) vorzubeugen. So soll die Lebensqualität der Patient*innen verbessert werden.

Konsultieren Sie eine Arztpraxis, wenn es sich um eine tiefe Wunde handelt, die Wunde stark blutet oder Sie Anzeichen einer Infektion bemerken, wie z. B. Rötung, Schwellung, Schmerzen oder Überwärmung. Holen Sie sich ebenfalls medizinischen Rat ein, wenn Sie nicht in der Lage sind, die Wunde selbst zu reinigen oder Fremdkörper aus der Wunde zu entfernen.

Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass zwar alle o. g. Tipps und Ratschläge mit Sorgfalt zusammengestellt wurden, aber keineswegs medizinische Beratung und Behandlung ersetzen können. Lesen Sie sich bitte immer die Anwendungshinweise bzw. Packungsbeilagen unserer Produkte sorgfältig durch.

Wichtig: Wenden Sie sich bei Fragen zur Wundbehandlung an medizinisches Fachpersonal. Die Informationen dieser Website sind nicht als Grundlage für Selbstdiagnose, Behandlung und Medikation gedacht. Sollten Sie ein gesundheitliches Problem haben oder vermuten, suchen Sie medizinisches Fachpersonal auf und folgen dessen Rat unabhängig von den Informationen, die Sie auf dieser Webseite erhalten haben.

Zu weiteren Informationen über Hansaplast Produkte steht die Hansaplast Hotline gerne unter 00800/4940 1911 (gratis/gratuit) zur Verfügung.

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